ARTIKELFUNDSTÜCK: Gesucht Liebe

Reporterin von sueddeutsche.de testet zwei Varianten auf der Suche nach Liebesglück

Test 1 - die Autorin Lilli Köhler begibt sich in ein Portal einer Singlebörse und Test 2 - sie testet die klassische Kontakt-Anzeige. Was da wohl heraus kommt? In unserem heutigen etwas älterem ARTIKELFUNDSTÜCK "Gesucht: Liebe" von sueddeutsche.de aus dem August 2010 gibt es einen objektiv-subjektiven Eindruck von der Suche der "großen Liebe" im Netz. "Objektiv-subjektiv" ... was heißt das jetzt?

Mann und Frau finden und suchen anders

Die Probandin aus dem ARTIKELFUNDSTÜCK hat sicherlich objektiv recherchiert und ihre Eindrücke geschildert. Vor allem jene aus dem von ihr getesteten Dating-Portal. Aber mal ehrlich, diese objektive Betrachtung kann ja nur subjektiv sein. Denn da, wo Gefühle und Erwartungen mit im Spiel sind, kann es nicht objektiv zugehen. Soll heißen: Wenn ein Frau sich anmeldet und die schnelle Suche in so kurzer Zeit nach der "großen Liebe" anvisiert, dann können wir getrost von einer einseitigen Betrachtung sprechen, denn die Sichtweise ist eben nur jene aus der weiblichen Perspektive. Klar bekommt Frau mehr antworten, klar gibt es diesen und jenen "Nickname" der interessant erscheint oder solche Post von Männern, die einfach nur in "copy & paste" erstellt wurden. Das Daten und Flirten über Singlebörsen und Partnervermittlungen ist in erster Linie weitgehend einseitig. Einseitig, was den ersten Schritt anbelangt. Ausnahmen bestätigen die Regel! Betrachtet wir mal den Durchschnittsmann und die Durchschnittsfrau, dann ist der Mann eindeutig in der Bringer, in der Post-Brief-Bringer-Sende-Position. So funktioniert das nun mal. Es ist wie in einem klassischen Night-Club, da wo die meisten und auch hübschesten Frauen sind, da kommen auch die Männer hin und legen sich ins Zeug. Die Frauen wissen das doch oder etwa nicht?

"Bitte erhöre mich!" - Klassisches Brautwerbeschema des Minnesangs

Wie im klassischen Brautwerbeschema des Minnesangs ("Verehrung einer meist hochgestellten Dame oder Frau") gebietet sich die klassische Dating-Szenerie in den Portalen. Wer das noch nicht erkannt hat, ist immer noch etwas verblümt. Vor allem in Singlebörsen, wo im Gegensatz zu Partnervermittlung, niemand etwas vorgesetzt bekommt und mit dem auskommen muss, was einem geboten wird, schreiben Männer die Frauen an. Nicht umgekehrt, zumindest nicht dann, wenn Sie wissen was Sie wollen und wie sie aussehen. Okay, wenn sie wissen was "Dame so will", dann schreibt so manche Frau sicherlich auch mal von sich aus. Soll heißen, sie macht den ersten Schritt. Aber grundsätzlich obliegt es dem Mann "erhört zu werden". Er schreibt und hofft, interessant genug zu sein, quasi im selben Teich zu fischen wie seine Angebetete, und eine Antwort zu erhalten.

Eine Antwort indem er einen interessanten Text schreibt, indem er in erster Linie ein attraktives Foto hat und erst in zweiter Linie etwas Interessantes schreibt. Also ist es doch klar, dass bei Frauen, die Postkästen überquellen und sie auch nicht mit der Mühe aufwarten müssen, selbst kreativ, interessant zu sein. Sie können ja wählen. Und wer wählen kann, kann sich nicht entscheiden, weil ja immer noch was Besseres kommen könnte. Hätte Frau Lilli Köhler auch die andere Perspektive mal ausgelotet, wäre sie auch zu anderen Ergebnissen gekommen. Aber okay, das muss man(n) ihr zugutehalten, darum ging es in ihrem Auftrag nicht. Diejenigen unter uns, die sich mit dem Online Dating schon einmal auseinander gesetzt bzw. genug Zeit in Singlebörsen und Partnervermittlungen verbracht haben, wissen, dass auch die anderen Sichtweise gibt: Die der Männer. Und natürlich muss MANN und FRAU gleichermaßen aufpassen und ausloten, ob da wirklich jemand hinter dem Bildschirm sitzt, der zu einem passt. Das ist drinnen wie auch draußen so, letztendlich zeigt es die Realität und das wirklich persönliche Kennenlernen ob's passt oder eben nicht.

Interessant ist es schon zu lesen, wie sich das Experiment des Online Datings auf der weiblichen Seite anfühlt und in Gedanken anzeigt. Daher wird dem Artikel keinesfalls eine schlechte Note gegeben, aber eben der Aufdruck des Eindrucks "objektiv-subjektiv" zu sein. Ach ja, und dann noch die klassische Kontakt-Anzeige. Gibt es die immer noch? Anscheinend schon, aber das diese nicht so viel einbringt wie Online Dating, das hätten wir auch vorher sagen können.

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